Die Omega Racing und das Kaliber 9900

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Für Omega-Liebhaber ist es kein Geheimnis, dass die Varietät der Speedmaster weit über die berühmte Moonwatch Professional hinausreicht. Im Schatten der Apollo-Monduhr steht auch die Omega Racing: An das ursprüngliche Motorsporterbe ihrer Kollektion erinnernd, zählt sie zu den luxuriösesten und historisch bedeutsamsten Modellen aus Biel. Warum sie mehr Aufmerksamkeit verdient und beinahe doppelt so viel kostet wie eine Moonwatch, sowie mehr zum Automatik-Kaliber 9900 erfahren Sie beim Weiterlesen.

Ziel war nicht der Weltraum

Die Ursprünge der Omega Racing finden wir im Jahr 1957, als die Schweizer Traditionsmarke das prominenteste Trio ihrer damals schon über hundertjährigen Firmengeschichte lancierte: Den Diver Seamaster 300 (Ref. CK2913), die magnetfeldresistente Railmaster (CK2914) und den Sportchronograph Speedmaster (CK2915). Obwohl letzterer seine Berühmtheit ab 1962 im Weltraum erlangte, als der US-Astronaut Walter Schirra die Nachfolge-Referenz CK2998 bei der Mercury-Atlas-8-Mission trug, wurde er niemals für diesen Zweck konzipiert.

Maßstabsgetreue Darstellung Speedmaster Professional
©Auge=mit Wikipedia.de https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Tatsächlich entwarfen ihn seine Ingenieure noch weit vor der Zeit von Kaliber 9900 als Rennfahreruhr, deren Design von den Armaturen italienischer Sportwagen der 1950er inspiriert war. Das erklärt nicht nur ihr “Speed” im Namen, sondern auch die weltweit erste Tachymeter-Skala auf der Lünette statt im Zifferblatt. Jedes Detail wurde auf den höchsten Nutzen im Cockpit des Sportwagens optimiert: Pfeilförmige Zeiger für die Lesbarkeit, schwarzes Zifferblatt für den Kontrast und integrierte Bandanstöße für einen festen Sitz am Handgelenk. Natürlich erweisen sich diese Merkmale auch im Kosmos als hilfreich, aber dorthin gelangte der Chronograph nur durch Zufall.

Astronaut Alan Bean während Apollo 12, November 1969

Um seine Motorsport-Gene wiederzubeleben, erschienen im Laufe der Modellgeschichte mehrere Omega Racing Editionen. Den ersten Schritt machte eine Variante der 145.022-68 mit grauem Zifferblatt und orangenem Chronographenzeiger im Jahr 1968, gefolgt von der weitaus berühmteren MK II “Racing” aus 1969. Auch die 1996 präsentierten Schumacher Editionen, eine 2004 für den japanischen Markt entworfene Racing-Variante und nachfolgende Zeitanzeiger hielten die Erinnerungen ans Rennfahrererbe der “Speedy” wach. Die aktuelle Kollektion, bekannt als Omega Racing Co-Axial Master Chronometer, feierte ihr Debüt auf der Baselworld 2017 und besteht aus zehn Modellen, die allesamt deutliche Unterschiede zur Moonwatch aufweisen. Das Kaliber 9900 feiert bereits ein Jahr zuvor Premiere auf der Uhrenmesse. Es ist Omega erstes Chronographenwerk, das die neue METAS-Zertifizierung erhält und als Ersatz für das 9300 erstmals 2016 in einer Seamaster Plane Ocean werkelt.

Omega Speedmaster Racing Co-Axial Master Chronometer Chronograph 44,25m

Größeres Gehäuse und zwei statt drei Totalisatoren

Eine der größten Differenzen liegt in der Gehäusegröße: 44,25 statt 42 Millimeter verleihen ihr eine starke Präsenz und erfordern für einen komfortablen Sitz mindestens 18 Zentimeter Handgelenkumfang. An der sportlichen Ästhetik mit geschwungener Kante in den Bandanstößen ändert sich nichts, ebenso wie an den 50 Metern Wasserdichtigkeit sowie der Gestaltung der dreigliedrigen Metallbänder. Einen Millimeter breiter als bei der Moonwatch, können letztere auf Wunsch durch klassische Alligatorbänder mit Kontrastnähten oder ein gelöchertes Lederband mit orangefarbenem Kautschukfutter ersetzt werden. Weil diese perforierte Variante die stärksten Assoziationen mit dem Motorsport aufweist, passt sie unserer Meinung nach am besten zur Omega Racing.

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Viel wichtiger sind jedoch die Unterschiede im Zifferblatt. Bedeckt von gewölbtem und beidseitig entspiegeltem Saphirglas, fällt es durch seine Racing-Minuterie mit versetzten Fünf-Sekunden-Intervallen ins Auge und verabschiedet sich vom klassischen Trikompax-Layout der Moonwatch. Stattdessen treffen wir auf eine reduzierte Gestaltung mit zwei Totalisatoren: Einer kleinen Sekunde auf gewohnter Neun-Uhr-Position und einem kombinierten Stunden- wie Minuten-Chronographenzähler bei drei Uhr. Auf den ersten Blick könnte man ihn mit einer zweiten Zeitzone verwechseln, aber schon nach kurzer Eingewöhnungszeit erlaubt er eine reibungslose Erfassung gestoppter Intervalle. Den freigewordenen Platz im unteren Zentrum füllt die Omega Racing mit einem Datumsfenster, dessen Scheibe glücklicherweise die jeweilige Zifferblattfarbe und damit eine angenehme Zurückhaltung besitzt. Interessant finden wir die Gesamtwirkung des Zifferblatts: Trotz des Verzichts auf einen dritten Zähler wirkt es nicht übersichtlicher, sondern aufgeregter und facettenreicher als bei der Moonwatch.

Omega Speedmaster Racing Co-Axial Master Chronometer Chronograph 44,25mm    Omega Speedmaster Racing Co-Axial Master Chronometer Chronograph 44,25mm

Fünf Zifferblattfarben stehen zur Wahl

Eine Feststellung, die größtenteils mit der Farbvielfalt des Chronographen zusammenhängt. So ist das Zifferblatt der Edelstahlmodelle in vier Kolorierungen erhältlich, unter denen Schwarz als klassischste Variante hervorsticht. Käufer haben hier die Wahl, ob sie orangefarbene Akzente (Zeiger, Indizes, Tachymeter-Schriftzug) einbauen möchten oder eine komplette Schwarz-Weiß-Welt bevorzugen. Demgegenüber verfügen die schimmernd grauen Editionen grundsätzlich über orange Details, während die Besonderheit der weißen Modelle in grauen Zeigern und Totalisatoren-Rändern liegt. Wer die Exklusivität der Omega Racing steigern möchte, entscheidet sich für eine vierte Edelstahlversion mit mattgrauem Zifferblatt, Lünette aus 18-karätigem Sedna-Gold und goldenen Zeigern wie Beschriftungen. An der Spitze steht die einzige dunkelblaue Referenz, deren Gehäuse vollständig aus dem majestätischen Werkstoff besteht. Insgesamt halten wir die farbliche Varietät der Racing für eine wichtige Eigenschaft, weil sie den Zeitanzeiger spürbar von der schwarz-weißen Moonwatch differenziert und neue Perspektiven auf die Speedmaster eröffnet.

Omega Speedmaster Racing Co-Axial Master Chronometer Chronograph 44,25mm

Automatisches Co-Axial Kaliber 9900 / 9901

Stichwort Differenzierung: Ihr größtes Maß an Selbstständigkeit legt die Omega Racing aus technischer Sicht an den Tag. Statt das handaufgezogene, altbewährte NASA-Kaliber 1861 oder die neuere Variante 1863 zu übernehmen, wird sie vom automatischen 9900 (9901 im Goldmodell) befeuert. Letzteres kann zwar nicht mit der Romantik der jahrzehntelang verwendeten Moonwatch-Werke mithalten, ist objektiv gesehen aber der bessere – und vor allem modernere – Antrieb. Das liegt nicht nur an der fortschrittlicheren und komplexeren Säulenrad-Konstruktion, sondern auch an der hauseigenen Co-Axial-Hemmung, Silizium-Spiralfeder und 15.000 Gauß Magnetschutz. Hinzu kommt im Gegensatz zur Moonwatch die METAS-Chronometer-Zertifizierung, welche aufgrund der steigenden Verbreitung im Omega-Katalog zunehmend zum Standard wird. Wer sich also nach dem spürbaren Mehrpreis der Omega Racing gegenüber ihrer prominenten Schwesterkollektion fragt, muss nur durch den Saphirglasboden schauen und findet dort die Antwort.

Omega Speedmaster Racing Co-Axial Master Chronometer Chronograph 44,25mm in der Version 329.30.44.51.01.002

Wo wir auch beim Thema wären: Die Herstellerpreise des Rennchronographen reichen von 8.090 Euro für die Edelstahlvarianten am Lederband (8.380 Euro am Metallband) über 11.210 Euro für die graue Edition mit Goldlünette bis 25.640 Euro im Falle der massivgoldenen Master Chronometer mit blauem Zifferblatt. Wer technische Spitzenleistungen mit sportlicher Eleganz und einer der reichsten Geschichten der modernen Horologie verbinden möchte, sollte die Omega Racing beim nächsten Uhrenkauf zweifellos in Betracht ziehen. Und natürlich gerne auf das Kaliber 9900 achten.

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