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Luxusuhr gleich Rolex

« Hans Wilsdorf und der Inbegriff von Luxus »

Beim Stichwort “Luxusuhr” denken viele Menschen fast automatisch an eine Rolex. Obwohl es im Luxussegment durchaus eine Reihe von vergleichbaren oder auch noch exklusiveren Anbietern gibt, ist es dem Unternehmen mit dem Kronen-Logo wie kaum einem zweiten gelungen, sich als die Luxusuhr-Marke schlechthin zu positionieren. Das spiegelt sich nicht zuletzt auch darin wieder, dass Rolex heute die am häufigsten kopierte Uhrenmarke der Welt ist – und zugleich einer der wenigen nach wie vor selbstständigen Schweizer Uhren-Konzerne.

@wikipedia – JuanPinoInformación
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Beeindruckender Lebensweg des Gründers

Gegründet wurde das Unternehmen im frühen 20. Jahrhundert von Hans Wilsdorf. Im Jahr 1881 im fränkischen Kulmbach geboren, war dieser bereits im Alter von zwölf Jahren zum Vollwaisen geworden. Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung und ging anschließend in die Schweiz, wo er ab 1900 als Angestellter eines Import-Export-Geschäfts in La Chaux-de-Fonds tätig war. Drei Jahre später übersiedelte er nach London und begann, sich als Uhrenimporteur zu betätigen. Er ließ sich von Uhrmachermeistern mit Taschenuhren beliefern, deren Ganggenauigkeit er sich durch das Observatorium in Neuchâtel bescheinigen ließ, um sie dann in England zu verkaufen. Die dabei erzielten Erfolge ermutigten ihn schließlich, im Jahr 1905 gemeinsam mit einem Gehäusebauer sein eigenes Unternehmen zu gründen, das zunächst als Uhrengroßhandel Wilsdorf & Davis firmierte.

Drei Jahre später – 1908 – ließ er den Markennamen Rolex registrieren. Dieser Name bot aus seiner Sicht den Vorteil, gut zu klingen, in allen europäischen Sprachen gleich ausgesprochen zu werden und sich leicht merken zu lassen. Die 1914 erfolgte Verlegung des Firmensitzes nach Biel half ihm in der Zeit des Ersten Weltkrieges, hohe Einfuhrzölle zu umgehen.

@wikipedia – Oblic
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Ab 1920 führte er das Unternehmen allein und ließ es als Montres Rolex S. A. in das Schweizer Handelsregister eintragen. Da seine Ehe kinderlos geblieben war, entschloss er sich, das Unternehmenskapital nach dem Tod seiner Ehefrau auf eine gemeinnützige Stiftung zu übertragen, die seinen Namen trägt. Als er 1960 starb, hinterließ er auf diese Weise eines der namhaftesten und erfolgreichsten Uhrenunternehmen der Welt.

Robuste Technik und hohe Zuverlässigkeit – keine Luxusuhr

Eine der bahnbrechenden Neuerungen, die erheblich zum Erfolg der Firma beitrugen, war die Entwicklung des Rotor-Selbstaufzuges im Jahr 1931. Dieser wurde zu einem Prototypen für Automatikuhren und schrieb damit ein entscheidendes Stück Uhrengeschichte. Wilsdorfs Unternehmen war zudem der erste Anbieter von Uhren, der seinen Firmennamen auf das Zifferblatt setzte. Etwas später, in den 1940er Jahren, wurde dieser dann noch durch die charakteristische fünfzackige Krone ergänzt.

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Auch wenn Hans Wilsdorf zunächst mit Taschenuhren gehandelt hatte, erkannte er schon früh das Marktpotenzial für Armbanduhren. Diese waren bis Anfang der 1920er Jahre noch relativ wenig in Gebrauch gewesen, weil bis dahin allgemein bezweifelt wurde, dass sich in einem so kleinen Gehäuse ein wirklich zuverlässig und genau arbeitendes Uhrwerk unterbringen lasse. Indem Wilsdorf mit seinen Uhren den Gegenbeweis antrat und für seine Produkte sogar Ganggenauigkeitszeugnisse vorweisen konnte, sicherte er sich einen beachtlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber zahlreichen Konkurrenten.

Die Oyster betritt die Bühne

Bei den von Wilsdorfs Unternehmen produzierten Modellen ging es zunächst nicht primär darum, eine ausgesprochene Luxusuhr am Markt zu etablieren. Vielmehr sollte es sich um hochwertige, besonders zuverlässige, widerstandsfähige und robuste Armbanduhren handeln. Einen wichtigen Meilenstein markiert dabei das Modell Oyster, das 1926 als erste patentierte wasserdichte Uhr der Welt vorgestellt worden war.

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Im Oktober des folgenden Jahres gelang Hans Wilsdorf ein genialer Marketing-Coup. Er erfuhr, dass die Schwimmerin Mercedes Gleitze einen Versuch zum Durchschwimmen des Ärmelkanals plante, und schenkte ihr eine Oyster-Uhr mit der Auflage, diese während des Schwimmens mit sich zu führen. Die Kanaldurchquerung scheiterte zwar knapp, weil Gleitze ihren Versuch aufgrund der an diesem Tag sehr schlechten Wetterbedingungen schließlich kurz vor dem Erreichen der Küste Frankreichs abbrechen musste. Die Uhr, die sie während der acht Stunden im kalten Meerwasser bei sich getragen hatte, lief danach jedoch mit unverminderter Genauigkeit und hatte keinerlei Schaden genommen.

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Wenige Wochen später erschien in der Londoner Daily Mail eine ganzseitige Werbeanzeige von Rolex, die sich auf diesen Qualitätsbeweis bezog und der Marke schlagartig zum Durchbruch verhalf. Bis heute ist die wasserdichte “Auster” aus dem Sortiment des Unternehmens nicht wegzudenken. Seit 1931 verfügt sie in der Regel über einen Automatikaufzug und trägt daher die Bezeichnung Oyster Perpetual, hat aber ihr Design seit den 1930er Jahren kaum verändert. Das gilt übrigens auch für alle anderen Uhrenmodelle, die das Unternehmen im Laufe der Zeit auf den Markt brachte. Neue Uhren sind modern interpretiert aber stets unverwechselbar mit dem Urmodell zu identifizieren.

Exzellent statt kompliziert

Wer sich für aufwendige Komplikationen begeistert, mag bei anderen Uhrenmanufakturen vielleicht besser bedient sein. Wer jedoch eine exzellente Luxusuhr sucht, ist seit nunmehr fast einem Jahrhundert bei Wilsdorfs Kreationen sehr gut aufgehoben, denn auch im weiteren Verlauf der Unternehmensgeschichte fokussierte man sich uneingeschränkt auf technische Zuverlässigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber herausfordernden Umweltbedingungen.

Dies zeigt sich beispielsweise an der Entwicklung der Submariner, die 1953 auf den Markt kam, oder bei der Sea-Dweller die seit 1971 erhältlich ist.

Beide Armbanduhren sind als Taucheruhren mit besonders hoher Wasserdichtigkeit konzipiert, wurden aber zugleich auch schnell zum Inbegriff einer sportlichen Luxusuhr.

Doch nicht nur im Wasser machten die Armbanduhren durch ihre Widerstandsfähigkeit und Zuverlässigkeit selbst unter extremen Bedingungen Furore. Auch bei der Erstbesteigung des Mount Everest war eine von Wilsdorf und seinem Team entwickelte Uhr mit von der Partie: die Explorer. Entsprechend den klimatischen Bedingungen im Himalaya wurde sie so konzipiert, dass sie Temperaturdifferenzen von bis zu 70 Grad Celsius überstehen kann, ohne dass ihre Funktion dadurch beeinträchtigt wird.

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Enorme Popularität erlangte auch der Chronograph Daytona, der 1961 öffentlich vorgestellt wurde. Für ältere Exemplare dieser Luxusuhr, insbesondere für jene mit Stahlgehäusen, werden zum Teil sehr hohe Sammlerpreise gezahlt.

Der Gentleman genießt und schweigt…

Nach diesem Motto verfährt Rolex, wenn es um die Geschäftszahlen des Unternehmens geht. Bekannt ist lediglich, dass pro Jahr etwa 700.000 Uhren mit dem Kronen-Logo hergestellt werden – was gleichbedeutend mit der Markführerschaft im Luxussegment ist. Der anhaltende Erfolg verdankt die Luxusuhr schlechthin ganz offensichtlich einer Strategie, die konsequent auf solide Qualität setzt und dabei zugleich ein wohldurchdachtes Marketing einschließt.

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Ein interessanter Nebenaspekt der Geschichte von Hans Wilsdorf und seinem Uhrenkonzern sind übrigens die zahlreichen Nebenmarken wie Aqua, Genex, Marconi, Oyster, Rolco, Rolwatco, Tudor, Unicorn sowie W&D. Unter all diesen Marken hatte Wilsdorf ebenfalls Uhren vermarktet, doch die meisten davon wurden im Laufe der Zeit eingestellt. Die einzige Ausnahme bildet die Marke Tudor, die heute als preisgünstigere Zweitmarke von Rolex nach wie vor weitergeführt wird.

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